Brennende Füsse (N°32)

Im Sommer 2006 verbrachte ich die Ferien in einem Wohnmobil in Alaska. Alaska ist bekannt für seine Mückenplage im Sommer, was wir immer wieder zu spüren bekamen. Eines Morgens erwachte ich mit einem sehr starken Brennen in der rechten grossen Zehe. Na-ürlich dachte ich an einen Mückenstich. Noch während Monaten blieb das Brennen, begleitet von einem Taubheitsgefühl rund um die Zehen und am Zehenballen bestehen. Später kam ein ähnliches Gefühl am linken Fuss auf. Zuerst habe ich immer die Socken zu Recht gezogen wegen dem „Wulstgefühl“ unten an den Zehenballen, auch habe ich jeden Schuh innen auf Defekte geprüft. Manchmal hatte ich ein Kribbeln und feines Stechen an den Beinen, ab und zu das gleiche Gefühl an den Armen. Das Brennen dehnte sich langsam auf die vordere Hälfte der Fusssohlen aus.

Im November 2007 musste ich zu meinem HNO Arzt zu einer Nachkontrolle gehen. Bei ihm war ich Anfang 2006 wegen einer Mittelohrentzündung in Behandlung. Ihm fiel damals mein unsicherer Gang auf. Eine Untersuchung ergab, dass meine beiden Gleichgewichtsorgane im Innenohr nicht funktionieren. Die Ursache der „schwersten bilateralen Vestibulopathie“ ist immer noch unbekannt. Nun wusste ich endlich warum ich immer wieder so heftige Stürze zu Fuss oder mit dem Velo hatte. Bei der geringsten Unebenheit des Bodens wurde ich unsicher, bei Gartenarbeiten fiel ich immer wieder der Länge nach hin. Der Arzt meinte damals, dass keine weitere Behandlung nötig sei. Als ich ihm 1 ½ Jahre später von den Taubheitsgefühlen in den Füssen und meinem pulssynchronen Tinnitus erzählte, meldete er mich umgehend für ein MRI an.

Im Februar 2008 nach dem MRI wurde ich auf Grund der Befunde für weitere Untersuchungen stationär auf die Neurologie aufgenommen. Nach über einer Woche mit sehr vielen Untersuchungen und Tests wurde ich entlassen. Ausser Physiotherapie wegen dem fehlenden Gleichgewicht wurde nichts unternommen. Die Schmerzen und das Brennen an den Füssen wurden ignoriert. Später erst, als ich bei einer Nachkontrolle auf der Neurologie unüberhörbar über das starke Brennen und die Schmerzen an den Füssen, sowie über das „auf Styropor Laufen“ klagte, erhielt ich im November 2008 ein Medikament, das ursprünglich bei Epilepsie eingesetzt wird. Das Brennen verging von einem Tag auf den andern, dafür machten sich viele Nebenwirkungen bemerkbar:

  • Halluzinationen;

  • immer Hunger haben;

  • ohne mehr zu essen innert kurzer Zeit 6 Kg zugenommen;

  • aufgedunsen sein;

  • grössere Gangunsicherheit;

  • Schlafprobleme, während Monaten höchstens 1- 2 Stunden geschlafen;

  • jede Nacht heftigste Krämpfe von den Füssen bis zu den Oberschenkeln.

 

Im August 2009 in unseren mehrmonatigen Ferien in den USA, waren die nächtlichen Krämpfe so schlimm, dass ich das Medikament probeweise auf eigene Verantwortung absetzte. Die Nebenwirkungen liessen nach. Die Schmerzen blieben gleich stark, das Brennen wurde etwas besser.

2010 wurde das Wandern zur Qual. Mein Mann und ich unternahmen seit vielen Jahren lange Wanderungen. 6-8 Stunden lang genossen wir das Wandern mühelos. Es durften auch 8-10 Stunden sein. Das Gefühl von “Styropor unter den Füssen“ wurde zum „gebrochenen Sperrholz mit Spitzen“ die gegen die Zehen stachen. Die Schmerzen wurden so stark, dass ich die Freude am Wandern verlor. Schmerzmittel dagegen nehmen war keine Lösung, denn seit ca. 35 Jahren muss ich täglich 2-3 mal Brufentabletten nehmen, dies wegen chronischem Weichteilrheuma.

Im August 2010 suchte ich mit meinem Hausarzt nach einer Lösung für die Probleme mit meinen Füssen. Er überwies mich dann an Dr. med. Strehle in die Fusssprechstunde. Die Röntgenbilder der Füsse zeigten nichts Auffälliges. Ich dachte schon, dass alles beim Alten bleiben würde, fast war ich ein wenig enttäuscht. Da hatte ich mich nun aber getäuscht, denn zum ersten Mal zeigte jemand Verständnis für mein Problem. Als erstes wurde mir geraten Dehnübungen für meine verkürzten Sehnen zu machen. Dr. Strehle riet mir zur Ergotherapie, der somatosensorischen Rehabilitation. Ich konnte mir darunter nichts vorstellen. Doch ich war bereit alles zu versuchen, denn das Gehen können bedeutet mir viel.

Im September 2010 hatte ich den ersten Termin in der Clinique Générale in Freiburg. Natürlich war ich gespannt auf die Therapie. Freundlich wurde ich empfangen. Bald hatte ich die Gewissheit, dass die Therapeutin über grosse Kompetenz verfügt. Ich wurde über die Therapie, die zu Hause durchgeführt werden muss, instruiert. Die Alles-Berühr-Therapie führe ich gewissenhaft 4 Mal täglich durch. Mit verschiedenen Strukturen berühre ich die betroffenen Gebiete. Ein Lavendelsäckli, eine weiche und eine härtere Bürste, verschiedene Schwämme, usw. kommen zum Einsatz. Während ich das mache, konzentriere ich mich voll darauf. Langsam stellt sich der Erfolg ein. Durchhaltewillen braucht es, aber es lohnt sich.

Die vielen Streicheleinheiten die die Füsse erhalten, tragen zum erfreulichen Erfolg bei, den die Therapeutinnen messen können.

Im Januar 2011 haben wir unsere Wanderungen wieder aufgenommen. 3 Stunden kann ich problemlos gehen. Im Winter waren die 3 Stunden in der Kälte lange genug, denn bei kalten Füssen geht es noch nicht ganz beschwerdefrei. Ich freue mich auf den Frühling, dank dem frühen Training sollten wir einen guten Start in die Wandersaison haben. Voraussichtlich werde ich noch 2 Mal zur Kontrolle in die Klinik gehen.

Was geblieben ist, ist ein Gefühl von auf einem Kissen gehen. Verglichen mit dem „Styropor und dem Sperrholz“ ist das eine angenehme Empfindung, mit der ich gut leben kann. Dem Team in der Klinik danke ich herzlich für den Einsatz!!

Mit freundlichen Grüssen

Ursula Baumann

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